In die 2. Schulwoche startete ein vom Heimweh geplagtes, widerwilliges Mädchen. Montag und Dienstag hat sie grad noch so irgendwie durchgehalten, ab Mittwoch war nichts mehr zu machen. Kopfweh, Bauchweh, Tränen, Missmut – alles nacheinander oder auch zusammen. Also behielt ich sie zuhause und wir haben viel geschlafen und gekuschelt. Bei schönem Wetter sind wir aber auch in den Pool gehüft oder an ihren Lieblingsstrand Playa Negra zum Wellenhüpfen und in der Reggea Bar. Dort waren Kopf- und Bauchweh schnell vergessen. Ebenso bei der Eröffnung der Casa de Cultura, beim Glacé essen (Eis essen) oder beim Wandern und Baden im Cahuita Nationalpark.
Alina ist nicht das einzige Kind in der Schule, das nichts versteht, bzw. sich nicht ausdrücken kann (verstehen tut sie ja recht viel). Es hat weitere 3 Mädchen und einen Jungen aus Deutschland, die verstehen noch weniger und sind auch gefrustet. Am Montag, 21. Februar habe ich und auch die Eltern von Alinas Kollegin mit der Schulleitung gesprochen und unser Bedenken vorgebracht, dass das Eintrichtern von Informationen, die weder inhaltlich noch sprachlich verstanden werden, die Kinder demotiviert und die Freude am Lernen verloren geht. Das ist ein Fakt. Als Lösung sehen wir Eltern nur die Reduktion der Unterrichtsstunden und die private Nachhilfe in der Spanischen Sprache. Gesagt getan. Ich habe mich sofort hingesetzt und nach Spanischlehrerinnen gesucht. Drei der vielen erhaltenen Kontakte habe ich mir rausgesucht und für Dienstag einen Kennenlerntermin abgemacht.
Der Montag unserer 3. Woche war für Alina ein sehr motivierender Tag, denn sie hat beim Tanzkurs in der Casa de la Cultura mitgemacht. Sie ist richtig aufgeblüht und hat richtig gezeigt, was sie alles kann. Während die andren schon Wochen die Bewegungen der Choreografie üben, hat sie diese an einem Nachmittag fehlerfrei drin gehabt und sich wie immer super bewegt. Der Lehrer meinte, die grossen Schüler sollen sich ein Beispiel an ihr nehmen, das sei Leidenschaft und „so tanzt man richtig“! Vom 14.30 bis 17 Uhr ging das, wow, danach war Abkühlung im warmen, goldfarbenen Meer an der Playa Negra angesagt. Unsere befreundete Familie kam auch noch und die Woche haben wir bei einem leckeren gemeinsamen Essen im Las Olas und einer Streetdance Vorführung unserer Mädchen begonnen.
Heimweh und Kopfweh sind weg (für den Moment). Schon allein die Tatsache, dass ich sie nun immer um 11 Uhr in der Schule abhole, sie dort nicht mehr Mittagessen muss und noch bis 14.20 Uhr 2 Nachmittagslektionen machen muss, hat sie (vorrübergehend) geheilt.
Am Dienstag haben wir in der Mittagszeit die erste der Lehrerinnen besucht, eine pensionierte Primarschullehrerin aus Alajuela, die nun in Cahuita lebt und das genau gegenüber von uns! Alina hat sich auf Anhieb sehr gut mit der lustigen, offenen und jung gebliebenen Elizabeth verstanden, die Chemie hat gestimmt. Wir waren ganze 2 Stunden bei ihr, haben geredet (Alina auch!!) und sehr viel gelacht. Alina hat zu mir gesagt: ich will bei ihr Spanisch lernen, ich will die anderen gar nicht mehr kennenlernen. Also war das abgemacht, Alina hat ihre Spanischbücher geholt, damit ihre „Abuela Elizabeth“ sich auf die erste Nachhilfestunde vom nächsten Tag vorbereiten kann.

Dann habe ich sie aber doch dazu genötigt, auch noch die zweite Lehrerin zu besuchen. Es stellte sich heraus, dass sie ausgebildete Fremdsprachenlehrerin ist, mit einem Schweizer verheiratet war und ihre 12-jährige Tochter in dieselbe Schule wie Alina geht. Es waren auch noch eine Japanerin mit ihrer Tochter dort. Wir Frauen haben uns prächtig unterhalten und viel gelacht! Die kolumbianische Lehrerin wünscht sich, dass ihre Tochter besser Deutsch lernt, um vielleicht einmal in der Schweiz studieren zu können. Ich habe ihr angeboten, ein Sprach-Austausch-Programm zu machen. Ich unterrichte ihre Tochter in Deutsch und sie meine Tochter in Spanisch. Eine Win-Win-Situation und keine weiteren Nachhilfekosten für mich! Alina konnte mit den Mädchen nicht so warm werden, mal schauen, ob wir Mütter unsere Idee umsetzen können.
Die dritte Lehrerin, eine super sympathische Kubanerin (!) konnten wir aus Zeitgründen nicht mehr kennen lernen, aber ich fände es schön und werde dies dann auch noch in Angriff nehmen. Je mehr Menschen wir kennen, umso mehr werden wir uns wohl fühlen.
Den Tag haben wir bei einer superleckeren Pizza beim besten Italiener der ganzen Karibik ausklingen lassen.
Klar, ich weiss, dass Integration Zeit braucht, mindestens 3 Monate werden sehr hart sein für die Kinder, hat man mir gesagt. Dennoch will ich nicht, dass mein Kind die Freude an der Schule und die Freude, hier im tropischen Paradies zu leben verliert. Es ist mir egal, dass sie dann keine guten Noten schreiben kann (Einwand der Direktorin), auch ist es mir egal, dass sie die Klassenziele im ersten Trimester nicht erreichen kann (Einwand der Direktorin). Für mich ist es wichtig, dass sie sich wohl fühlt, denn dadurch ist sie motiviert zur Schule zu gehen und etwas zu lernen!
Stellt euch vor, ihr seid in einer chinesischen Schule und da reden Leute von 7 Uhr morgens bis 14.20 Uhr nachmittags auf euch ein und ihr versteht nur Bahnhof. Wenn ihr nicht gezielt euch mit dieser Sprache befasst, wie soll das denn gehen, dass ihr nach 3 Monaten versteht, was da gesagt wird, antworten und schreiben könnt?
Das wird schon, Anita! Es soll Leute geben, die ohne ein Wort Brasilianisch in Brasilien ein 4-monatiges Praktikum gemacht haben. Hat auch geklappt. Ich bereue heute noch, dass ich nicht noch zwei/drei Monate länger geblieben bin. Dann hätte ich die Sprache einigermassen beherrscht.
Und Alina versteht ja schon so einiges. Vermutlich lernt sie beim Tanzen mehr Spanisch als in der Schule - weil es soviel Spass macht😉.
Viel Spass euch zweien!
Ilona